Hans
Felix Ernst |
Hans Felix Ernst - Nach Amerika ausgewandert und umgekommen
Kürzlich erreichte mich über Manfred Ernst aus Horgen in der Schweiz (ebenfalls gelegentlich in Sache Ernst-Forschung aktiv) folgende Information:
Dättlikon; R.Er, S. 37;91; Ott S. 122; 05.09.1931; A 174;
1744; Felix (37), Schneiders Sohn; (Ergänzung: ausgewandert nach)
Pensylvanien,
mit 4 unerzogenen Kindern
u. wenig Geld
1759 lebt nur noch Sohn Heinrich und Tochter Anna Ernst
(Erwachsene und 5 Kinder 1744 von Indianern getötet)
Eine ERNST-Familie, die nach Amerika auswandert und dort von Indianern umgebracht wird, über so etwas stolpert man natürlich nicht alle Tage. Ich beschloss, der Sache einmal nachzugehen und erlebte eine gewaltige Überraschung. Nicht über Hans Felix Ernst - nach dem ich suchte - wurde ich fündig, sondern über dessen Sohn Heinrich. Denn: nicht nur wir betreiben Ahnenforschung, sondern insbesondere auch die Amerikaner wollen gelegentlich zurück zu ihren Wurzeln, oder wie es in Neu-Hochdeutsch so schön heißt: "Back to the roots".
Aus Heinrich Ernst wurde Henry Earnest - und wer unter diesem Namen in den Staaten sucht, wird schnell fündig und kann sich vor Literatur kaum noch retten. Ich muss das erst mal alles sichten und ins Deutsche übersetzen, dann werde ich hier weiterberichten. Den amerikanischen Quellen nach zu urteilen, starb der "Stammvater" Felix Ernst allerdings (weniger spektakulär) nicht durch einen Indianerüberfall, sondern (für die Kinder natürlich ebenso dramatisch) bereits auf der Überfahrt, zusammen mit seiner Ehefrau Elsbeth, geb. Weydmann. Beide Elternteile erreichten offenbar ihre neue Heimat nicht und wurden auf See bestattet.
"Emigrants"
Welche Quelle nun Recht hat - ich weiß es (noch) nicht. Aber ich bleibe am Ball und berichte weiter.
Henry Earnest
Wer sich durch die amerikanische Literatur zu diesem Namen hindurchkämpfen möchte, kann mit folgender website beginnen: http://www.tngenweb.org/bios/e/earnest1.html. Ich habe jetzt mal damit begonnen, die mir am Wichtigsten erscheinenden Passagen ins Deutsche zu übersetzen. Die Richtigkeit der Angaben konnte ich bisher noch nicht überprüfen.
The Henry EARNEST FAMILY Henry Earnest wurde als Heinrich Ernst in dem kleinen Dörfchen Dättlikon in der Schweiz geboren. Über das Geburtsjahr liegen unterschiedliche Angaben vor, einmal ist 1730 angegeben, ein andermal 1732.
Das Schweizer Dörfchen Dättlikon liegt im Tal der Toss am nördlichen Fuß der Alpen. Die Toss mündet in den Rhein und die Landschaft um Dättlikon trägt mit seinen Obstbäumen, Weinbergen und Blumen bereits den typischen Charakter des Rheinlands.
Die Einwohner dieser Region waren bzw. sind deutschen Ursprungs, Nachkommen der Alamannen, die in diese Region im zweiten und dritten Jahrhundert ansässig wurden. Im 5. Jahrhundert war die Einwanderung besonders heftig. Wahrscheinlich waren es Schwaben, die aus ihrer angestammten Heimat im Elsass verdrängt wurden und in das Gebiet der heutigen Schweiz einfielen.
Tätto oder Tättilo scheint der Name des Stammes gewesen zu sein, der sich im Namen des Dorfes erhalten hat. Aus dem ursprünglichen Tättilinghovun wurde im 15. Jahrhundert Tättenhof und Tattenholz war der Name für den angrenzenden Wald. Dättlikon ist die heutige Schreibweise der Gemeinde, von der wir hier reden.
Im 7. und 8. Jahrhundert, möglicherweise auch früher, begann das Christentum, sich in diesem Landstrich zu verbreiten. Kapellen und Kirchen prägten fortan das Landschaftsbild. 1233 wurde errichtete der Bischof von Konstanz das Kloster Toss.
Der Name Ernst taucht in den Aufzeichnungen von Dättlikon im Jahr 1308 zum ersten mal auf. Eine Zählung aus dem Jahr 1318 belegt, daß dieses Dorf damals ungefähr 30 männliche und 32 Einwohner (oder Einwohner mit Namen Ernst ???) hatte. Eine Zählung aus dem Jahr 1634 zeigt, dass Ernst mit 46 Nennungen der am meisten verbreitetste Familiennamen in Dättlikon war.
Daneben gab es 36 Müllers 36, Schyurters, 23 Weidmanns, 18 Schmidlis, 13 Klingers. Andere Namen sind Kuhn, Crismann, Steiner, Herzog, Hilderbrand, Wahl, Wettstein, Dubendorfer. 1707 gab es 54 Ernst und 71 Müllers.
Populäre Vornamen unter den Ernsts schienen, Hans, Tagli, Heinrich gewesen zu sein, sowie Kaspar, Abraham, Uli oder Ulrich und Kunrat bzw. Konrad. Heinrich scheint insgesamt der beliebteste Vorname unter den Ernst gewesen zu sein, ein Heini Ernst wird bereits 1416 erwähnt.
Ein Hans Ernst, verheiratete mit Verena Krebser gilt als Urahn der Linie, die später nach Amerika auswanderte.
Um 1740 setzte eine Entwicklung ein, die in der Umgebung von Dättlikon zu einer Überbevölkerung führte. Selbst wenn jemand Arbeit fand, reichte der Lohn oftmals nicht aus, um das Dasein zu fristen. Einige Familien hatten bereits Jahre früher die Heimat gen Amerika verlassen, andere – so auch die Familie des Hans Felix Ernst - planten den Trip. Von ihrem damaligen Pastor (mit Namen Pestalozzi) ist überliefert, „... dass sie trotz meiner Warnungen gingen, die ich von der Kanzel predigte und der Einwände die ich privat an sie richtete.“
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Zum historischen Background / In welcher Zeit befinden wir uns eigentlich ?
Dass auch die andere Variante vom Ableben des Hans Felix Ernst ein durchaus realistische ist, wird deutlich, wenn man sich einmal vor Augen hält, dass wir uns in der Zeit der Eroberung des "Wilden Westens" befinden.
Felix Ernst war ein Zeitgenosse z.B. Johann Conrad Weissers, über dessen
Erlebniss aus jenen Tagen folgendes übermittelt ist (kein Wildwest-Roman,
sondern Lebenslauf
von Johann Konrad Weisser
geschrieben
von: Bernd Zeisberg am 09.11.2004, 17:36 Uhr). Hier ein Ausschnitt:
Weisser hatte erkannt, daß zweierlei nötig war, wenn
es sinnvoll und gut weitergehen könne, nachdem der Zustrom der Weißen und vor
allem der Schwaben unter den Deutschen weiter anhielt und ihr Anteil an der Bevölkerung
immer höher stieg: Erstens mußten die Indianer von Stammeskämpfen abgehalten
werden; zweitens mußten die Indianer auf die Seite der Engländer gezogen
werden, um so die Franzosen nach Westen abzudrängen. So könnte es auch
erreicht werden, daß ganz Nordamerika den Engländern zufallen könnte. Also
gaben die Indianer den Ausschlag - und der Mann, der mit ihnen verhandeln
konnte! Die Folge waren viele Reisen von Womelsdorf aus ins Indianergebiet. In
den Tagebüchern gibt es eine lebendige Beschreibung des Landes am Susquehanna.
In den Berichten an die Behörden in Philadelphia gab er seine Erfahrungen und
Überlegungen weiter. Die Indianer behandelte er mit Freundlichkeit und Achtung;
er kannte auch ihren wilden Blutdurst, wenn sie durch Unrecht verbittert waren.
In jene Zeit fällt auch die Begleitung des Grafen
Zinzendorf durch ihn, als dieser 1741 bis 1743 in Nordamerika war; Weisser war für
die Indianer "ihr guter Vater" und begleitete den Grafen als staatlich
bestellter Dolmetscher. Er schrieb einige Jahre später über diese gemeinsame
Reise an einen Pfarrer in Philadelphia über Zinzendorf, er sei ein Mann, der in
seiner Jugend das Unglück gehabt habe, daß sein starker Eigenwille nicht
gebrochen worden sei, er sei der hochgeborene Graf geblieben, kommandiere gern
und "par force" (kraftvoll), sei in seinen Unternehmungen
leichtsinnig, sehr hitzig, aber auch bald wieder kalt, ein arbeitsamer Mann, Tag
und Nacht nicht müssig, um den Schaden Josephs bekümmert, aber er, Weisser,
getraue sich nicht, Zinzendorfs Sache auseinanderzulesen, das Gute besonders und
das Böse besonders.
Beides sei eben bei ihm vermischt, es sei auch nicht
glaublich, daß er sich aus dem verwirrten Leben und Wesen ohne die starke Hand
Gottes herauswickeln werde - denn sein Leben liege darin.
1741 wurde er zum Friedensrichter gewählt und erhielt
1744 die englische Staatsbürgerschaft. Im Unabhängigkeitskrieg standen er und
seine Enkel auf der Seite der Freiheit. Daß in den Kriegen mit den Franzosen
die Indianer sich auf die Seite der Engländer schlugen, ist ausschließlich
seiner diplomatischen Geschicklichkeit und Beliebtheit zu verdanken. Dafür nur
wenige Beispiele:
1745 drohte ein Krieg zwischen den Irokesen und
Virginia. Der dortige Gouverneur bat flehentlich, die Pensylvanier möchten
ihnen ihren ehrlichen Dolmetscher schicken. Manche Ungeschicklichkeit englischer
Gouverneure konnte er wieder gutmachen. So erreichte er 1744, daß die Leitung
der indianischen Angelegenheiten von New York nach Pensylvanien kam, also in
seine Hände. Trotz der Aufstachelung der Indianer durch die Franzosen blieben
sie neutral. Dazu machte er zu Fuß, zu Pferd, auf reißenden Flüssen, in
Sommerhitze und eisiger Kälte immer wieder Reisen. Im französisch - englischen
Krieg, gleichzeitig mit dem österreichischen Erbfolgekrieg, galt Weissers
Autorität unbestritten.
Die Leute von Albany hatten die Mohikaner beim Handel
betrogen. Die Franzosen nützten das aus; die Indianer waren schon auf dem
Kriegspfad, als Weisser eingriff. Zu ihm hatten sie volles Vertrauen, der Friede
war wieder hergestellt und sie dagten: Wo Du stehst, da stehen wir auch, und wir
werden uns jetzt gegen die Franzosen wenden. 1748 schloß er den Vertrag von
Logtown, der Handel konnte jetzt bis zum Mississippi ausgedehnt werden. Dadurch
wurde Weisser der Bahnbrecher für die Westwanderung. Aber 1748 starb auch
Shikellamy und der Einfluß Weissers ging zurück.
Im französisch - indianischen Krieg 1754 - 1763 ging
es für die Franzosen um den Besitz Nordamerikas. Es war der erste Weltkrieg,
weil zur gleichen Zeit in Europa, Deutschland, Amerika, auf allen Meeren und von
allen Mächten gekämpft wurde. Die Franzosen drangen durch das Ohiotal nach
Osten vor. Der englische General unterschätzte die "Wilden" und
verlor Schlacht und Leben beim heutigen Pittsburg.
Weisser konnte es nicht verhindern, daß die Franzosen
einige Häuptlinge kauften und sie zu Einfällen in das Gebiet der deutschen
Siedler anstachelte; sie reizten die Indianer mit hohen Kopfpreisen auf die
Skalpe der Anführer. Doch brachte Weisser ein Schutz - und Trutzbündnis mit
den 6 Nationen zustande. Der Gouverneur war ahnungslos. Er wollte sich nach
Philadelphia zurückziehen und hätte so den ganzen Grenzstrich um Reading
preisgegeben. Dort gab es etwa 200 waffenfähige, aber ungeübte Männer. Die blühende
Stadt Tulpehoken wurde überfallen und fast ganz zerstört.
Weisser stand zwischen den Fronten. Mit viel Geduld und
Takt verhandelte er mit den Indianern und Weißen. Er mußte gegen die Unabhängigkeit
der einen und den zuchtlosen Ausschweifungen der anderen kämpfen. Besoffene
englische Offiziere waren noch unberechenbarer als Häuptlinge. Der Krieg kam
dann doch. 1755 war das schlimme Jahr. Weisser sammelte 500 Mann und zog gegen
die Indianer; er wurde Oberstleutnant, legte Befestungen an und wurde
Oberaufseher aller Forsten an der Grenze von Pensylvanien.
An diesem Artikel wird noch gearbeitet!!!